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#MCB18: Lokal zieht trotz Urbanisierung und Zentralisierung

MCB18: Chefredakteure betonen Bedeutung von Lokaljournalismus

Nah an der Crowd, digital und interaktiv. So muss Lokaljournalismus heute sein, darin waren sich Hannah Suppa (Märkische Allgemeine Zeitung), Jörg Quoos (Funke Zentralredaktion Berlin), Lorenz Maroldt (Der Tagesspiegel) und Lisa Altmeier (Crowdspondent) im Panel „Journalismus in Zeiten von Urbanisierung und Zentralisierung“ weitgehend einig. Sie diskutierten am zweiten Tag der MEDIA CONVENTION Berlin (MCB), wohin die Reise im Journalismus angesichts der Ausdünnung lokaler Angebote gerade im ländlichen Raum geht.

Hannah Suppa, Chefredakteurin von Brandenburgs reichweitenstärkster Regionalzeitung, sieht im Trend zur Zentralisierung keinen Widerspruch zur Notwendigkeit lokaler Präsenz und ist froh über das Redaktionsnetzwerk der Madsack Mediengruppe, zu der die MAZ gehört. „Ich möchte mich in Potsdam nicht mit dem Großbrand in New York beschäftigen, sondern mit dem, was hier vor Ort passiert.“ Dafür brauche es aber eben auch Reporter in Kyritz an der Knatter.

Jörg Quoos argumentierte ähnlich: „Wir liefern an zwölf Zeitungen den überregionalen Mantel, den früher jeder Titel parallel selbst produziert hat. Die Kraft, die jetzt in den einzelnen Titeln übrig bleibt, wird jetzt voll aufs Regionale verwandt. Und deswegen können wir jetzt eine größere regionale Tiefe darstellen als bisher. Die Titel in unserem Haus verkaufen sich ausschließlich über ihre regionale Kompetenz“, so Quoos. Umgekehrt könne die Zentralredaktion wie eine „riesige Agentur“ unglaublich vom Verbund der Lokal- und Regionalredaktionen profitieren, indem bei überregional relevanten Themen schnell jemand vor Ort sei.

Facebook Riesenchance fürs Lokale
Hannah Suppa betonte außerdem auf der MCB18, dass sie gerade in der Provinz auf die Kommunikation mit ihren Leserinnen und Lesern angewiesen sei: „Natürlich können wir in so einer großen Fläche nicht überall sein. Da kommt das Crowd-Thema ins Spiel, also Leser, die uns auf Themen hinweisen, die sie bewegen. Und das tun sie mittlerweile vermehrt auf digitalen Kanälen.“

Die Einbeziehung der Crowd sah auch Lorenz Maroldt als wesentliches Element für den Lokaljournalismus der Zukunft an. Mit dem preisgekrönten Berlin-Newsletter Checkpoint hätte er dieses Medium gewissermaßen wiederentdeckt und belebt. Direkter und interaktiver könne die Beziehung zu den Lesern kaum sein, sagte Maroldt. Auch etwa lokale Facebook-Gruppen begrüßte er ausdrücklich: „Das ist eine Riesenchance, weil wir viel mehr Quellen zum Recherchieren haben.“ Hannah Suppa berichtete in diesem Zusammenhang von einem ihrer Reporter in Königs Wusterhausen, der seine Artikel in Facebook-Gruppen postet und da eine Debatte anstößt.

Wenn die Crowd Journalismus finanziert
Wie Crowd-basierter Journalismus möglicherweise idealtypisch aussehen kann, präsentierte im Anschluss an die Runde Lisa Altmeier. Sie reist seit 2013 für das Projekt Crowdspondent zusammen mit Kollegin Steffi Fetz um die Welt, aber auch in die Provinz und berichtet über von Lesern eingereichte Themenvorschläge und Fragestellungen. „Wir versuchen, ganz nah an den Lesern zu berichten. Die Crowd entscheidet bei uns alles“, so Altmeier. Dabei kämen auch viele lokale Themenvorschläge. „Lokaljournalismus bewegt auch junge Leute.“

Alle MCB-Sessions in der Mediathek
ALEX Berlin hat alle Sessions der MCB18 live ins TV und online gestreamt. Wer nicht an der MCB oder an einem der Panels teilnehmen konnte, kann die Beiträge ab sofort in der Mediathek von ALEX abrufen.

Über die MEDIA CONVENTION Berlin
Die MEDIA CONVENTION Berlin ist einer der wegweisenden Medienkongresse in Europa. Das Medienboard Berlin-Brandenburg (MBB) und die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) veranstalten sie im Auftrag der Länder Berlin und Brandenburg. Sie fand in diesem Jahr zum fünften Mal in Kooperation mit der re:publica in der STATION Berlin statt. Vom 2. bis 4. Mai 2018 ging es auf den #MCB18-Bühnen um aktuelle Fragen der Medien- und Netzpolitik, Markttrends und Entwicklungen der digitalen Mediengesellschaft. Erneut besuchten rund 9.000 Besucher aus mehr als 70 Ländern MCB und re:publica.

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