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WebTV statt DVB-T – Das Internet als mediale Basisversorgung? Symposium der mabb diskutiert mögliche Alternativen zu DVB-T und deren Konsequenzen

Berlin, 18. Juni 2013. 408.000 Berliner Haushalte nutzen derzeit DVB-T, für mehr als die Hälfte von diesen ist es der ausschließliche Fernsehempfangsweg (DVB-T-Only-Haushalte). Von diesen DVB-T-Only-Haushalten verfügen 82.000 über keinen Breitbandanschluss. Das sind Ergebnisse einer Studie vonmediareports Prognos. Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) hatte sie vor dem Hintergrund der Ankündigung der RTL-Gruppe, ihre Programme zum Ende des nächsten Jahres nicht weiter über DVB-T auszustrahlen, in Auftrag gegeben. Diese Studie („Kann das offene Internet in Ballungsräumen DVB-T als sozialverträgliche Basis-Fernsehversorgung ersetzen?) und eine weitere vontheinformationsociety.org, welche die terrestrische Fernsehversorgung in verschiedenen internationalen Metropolen vergleicht, dienen als Grundlage für Diskussionen über die Zukunft der digitalen Terrestrik im Rahmen des mabb-Symposiums. Dr. Hans Hege, Direktor der mabb, legt den Fokus dabei auf den Aspekt der Grundversorgung: „Wir stellen die Frage, ob und wann das Internet, und zwar in seiner offenen Form ohne Abonnements und Zusatzentgelte, das ersetzen kann, was DVB-T heute noch ist und wohl eine Weile noch sein wird: Eine sozialverträgliche Mindestversorgung.“

Studienergebnisse im Überblick
Terrestrisches Fernsehen und Free-TV in Metropolen – ein internationaler Vergleich
(Christian Möller, theinformationsociety.org)
Digital-terrestrische Fernsehübertragung steht weltweit im Wettbewerb mit den Übertragungsarten Satellit, Kabel und IPTV. Je stärker Fernsehen aber schon vor der Abschaltung der analogen terrestrischen Ausstrahlung über Antenne genutzt wurde, desto häufiger blieben die Haushalte auch bei dieser Übertragungsart. Unterschiede gibt es vor allem zwischen ländlichen Regionen und Ballungsräumen. Für die Konsumenten ist ausschlaggebend, welche Inhalte sie in welcher Vielfalt und mit welchen Funktionalitäten zur Verfügung gestellt bekommen. Weniger relevant sind die entstehenden Kosten. WebTV- und IPTV-Angebote spielen momentan noch eine untergeordnete Rolle.

Kann das offene Internet in Ballungsräumen DVB-T als sozial verträgliche Basis-Fernsehversorgung ersetzen?
(Daniel Hürst, mediareports Prognos)
Neben den Erkenntnissen zur DVB-T-Nutzung in Berlin (408.000 DVB-T-Haushalte, davon 264.000 DVB-T-Only-Haushalte, davon 82.000 Haushalte aktuell noch ohne Breitbandanschluss) hat die Studie von mediareports Prognos ergeben, dass unter Berücksichtigung der Einkommens- und Altersstruktur etwa 49.000 DVB-T-Only-Haushalte in Berlin einen Wegfall von DVB-T nicht kompensieren könnten. Die restlichen 33.000 Haushalte, die momentan ausschließlich DVB-T für die Fernsehversorgung nutzen, sollten in der Lage sein, sich eine WebTV-Alternative zu schaffen. Kommen diese Haushalte zu den 182.000 DVB-T-Only-Haushalten mit Breitbandanschluss hinzu, müsste das Berliner Breitbandnetz den zusätzlichen WebTV-Datenverkehr tragen und es könnte zu Überlastungen kommen. Zudem sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt zwei Punkte problematisch: Über die Hälfte des aktuellen DVB-T-Programmangebots ist nicht als kostenloses WebTV verfügbar und eine komfortable Lösung dafür, wie der WebTV-Stream auf dem Fernsehgerät sichtbar wird, ist auch noch nicht gefunden worden.

User, Sender, Netzbetreiber – Nutzungsverhalten, Distributionsstrategien und die Zukunft der Netze
Nach Analyse und internationaler Einordnung beschäftigt sich der zweite Teil des mabb-Symposiums mit den Bedürfnissen der Nutzer und den Reaktionen der Sender und Netzbetreiber auf die Veränderungen im Bereich der digitalen Terrestrik. Denn immer mehr Menschen konsumieren Bewegtbildinhalte inzwischen via Internet, insbesondere über VoD-Portale oder Sendermediatheken. Es stellt sich die Frage, was die veränderten Nutzungsgewohnheiten für die traditionellen Rundfunkübertragungswege bedeuten, ob nach RTL immer mehr Sender ihre Verbreitung über DVB-T beenden, welche Distributionsstrategien sie verfolgen, und ob es nicht auch weiterhin den Bedarf nach linearem Fernsehen über DVB-T gibt.

Live bei ALEX
ALEX TV
 überträgt das mabb-Symposium ab 11:00 Uhr live ins Netz (www.alex-berlin.de/tv) und ab 14:00 Uhr zusätzlich im Fernsehen (Berliner Kabelnetz, SK 8).

Über die mabb:
Die mabb ist die gemeinsame Medienanstalt der Länder Berlin und Brandenburg. Ihre Regulierungsaufgaben (Lizenzierung und Aufsicht über private Rundfunkprogramme, Nutzung von Rundfunkfrequenzen, Zugang zu digitalen Plattformen) nimmt sie bei bundesweiten Veranstaltern und Plattformen zusammen mit den gemeinsamen Organen der Medienanstalten der Länder wahr. Entsprechend ihrem gesetzlichen Auftrag fördert die mabb in Berlin und Brandenburg Medienkompetenz und -ausbildung sowie Projekte mit neuen Übertragungstechniken. Der Erfüllung dieser Aufgaben dienen als Einrichtungen in Trägerschaft der mabb ALEX Offener Kanal Berlin und dasMedieninnovationszentrum Babelsberg (MIZ).

Kontakt
Anneke Plaß | Kommunikation
Tel.: 030.264 967 0 | E-Mail: plass@mabb.de

Dr. Eva Flecken | Digitale Projekte, Netz- und Medienpolitik
Tel.: 030.264 967 0 | E-Mail: flecken@mabb.de

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