Digitalisierungsschub für die Hauptstadtregion: Beim Comeback der TV-Geräte holt Streaming das Fernsehen ein
Berlin, 19. November 2020. Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) hat den Länderbericht für Berlin und Brandenburg des Digitalisierungsberichts Video veröffentlicht. Der Bericht erscheint in diesem Jahr zum 16. Mal. Er dokumentiert nach der Volldigitalisierung der TV-Übertragungswege die fortdauernde Entwicklung der digitalen Bewegtbildnutzung in Berlin und im Land Brandenburg. „Die digitale Entwicklung hat einen neuerlichen Schub erfahren. Das sehen wir in Berlin: Erstmals nutzen Berlinerinnen und Berliner Video-Inhalte on demand genauso viel wie das lineare Fernsehprogramm“, so mabb-Direktorin Dr. Anja Zimmer. „Mit der Corona-Pandemie geht gleichzeitig ein Comeback des Fernsehers einher: Viele, insbesondere jüngere Menschen in Berlin und Brandenburg haben das internetfähige TV-Gerät neu für sich entdeckt.“
Video-On-Demand-Nutzung steigt weiter an
In beiden Bundesländern setzt sich der Trend zur Video-On-Demand-Nutzung (VOD) zulasten des klassischen Fernsehens fort. In Brandenburg konsumieren zwar nach wie vor sechs von zehn TV-Haushalten vornehmlich klassisches Fernsehen. Berlin hat in diesem Jahr jedoch einen Wendepunkt erreicht: VOD und klassisches Fernsehen liegen in der Nutzung bei den Berlinerinnen und Berlinern gleichauf (jeweils 42 Prozent Nutzungsanteil). Vor allem die unter 40-Jährigen in Berlin (65 Prozent) und erstmalig auch in Brandenburg (55 Prozent) nutzen mehr VOD als lineares Fernsehen. In der Hauptstadt setzt sich zudem der Trend des Cord-Cutting fort: Nunmehr 14 Prozent der Berlinerinnen und Berliner schauen TV-Inhalte ausschließlich über das Internet.
Streamingdienste profitieren vom Lockdown, Disney+ steigt direkt mit Platz 3 ein
Mit 38,4 Prozent nutzen in Berlin fast zweimal so viele Menschen wie in Brandenburg fast täglich Videoportale (19,6 Prozent). Dabei liegt die regelmäßige Nutzung von YouTube (67,7 Prozent) und Twitch (15,8 Prozent) deutlich über dem Bundesdurchschnitt – in Brandenburg leicht darunter. In beiden Bundesländern werden die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender fast doppelt so häufig genutzt wie die Angebote privater Sender. 47,3 Prozent der Berliner Bevölkerung rufen regelmäßig die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen auf. Joyn kommt jedoch mit 15,4 Prozent überdurchschnittlich gut in der Hauptstadt an. Der positive Trend zur Nutzung von Video-Streaming-Diensten setzt sich auch in diesem Jahr fort: In Brandenburg nutzen mittlerweile 43,5 Prozent mindestens einmal monatlich einen Streamingdienst, in Berlin sogar 55,3 Prozent. Netflix verteidigt dabei seine Spitzenposition: In Berlin „netflixen“ vier von zehn Personen regelmäßig, in Brandenburg etwa drei von zehn. Auf Platz zwei der Streamingdienste bleibt unverändert Amazon Prime Video, gefolgt von Streamingdienst-Newcomer Disney+, der erst im Frühjahr 2020 gestartet ist und in beiden Bundesländern bereits Dienste wie Magenta TV, DAZN, AppleTV oder Sky Ticket deutlich hinter sich gelassen hat.
Comeback: TV-Geräte werden wieder häufiger für Videoinhalte genutzt
Entgegen dem bisherigen Abwärtstrend schafft das TV-Gerät in Berlin ein Comeback als wichtigstes Gerät zur Videonutzung (52 Prozent). Gleichzeitig wurde die Bedeutung des Smartphone für Videos deutlich geringer eingeschätzt als zuletzt. Diese Entwicklung ist vor allem auf die 14- bis 39-Jährigen zurückzuführen. In Brandenburger TV-Haushalten behält das TV-Gerät einen unverändert hohen Stellenwert für die Videonutzung (61 Prozent).
Corona-Pandemie geht mit Digitalisierungsschub einher - vor allem in Berlin
In Berlin verfügen im Vergleich zum Vorjahr fast zwölf Prozent mehr über ein Smart TV-Gerät – bei einer Internetanschlussquote von 78 Prozent der Geräte. Die Connected TVs hinzugerechnet – damit sind TV-Geräte gemeint, die via Streaming-Sticks, Spielkonsolen oder Smartphones mit dem Internet verbunden sind – verfügen inzwischen fast sieben von zehn Berliner TV-Haushalten über ein ans Internet angeschlossenes TV-Gerät. In Brandenburg sind es sechs von zehn TV-Haushalten. Auch der Trend hin zum hochauflösenden Fernsehen setzt sich weiter fort: Der HD-Empfang steigt in beiden Bundesländern um etwa fünf Prozentpunkte.
Die bisher am meisten genutzten TV-Übertragungswege verlieren an Vorsprung
Sowohl in Berlin als auch in Brandenburg verlieren die bisher meist genutzten TV-Empfangswege in diesem Jahr deutlich an Vorsprung. In Berlin empfangen 1,127 Mio. TV-Haushalte ihr Programm weiterhin über Kabel, das sind jedoch schon etwa sieben Prozent weniger als im Vorjahr. In Brandenburg ist der TV-Empfang via Satellit zwar unverändert Spitzenreiter unter den TV-Übertragungswegen. Erstmalig empfängt aber deutlich weniger als die Hälfte der Brandenburger TV-Haushalte Programm über Satellit (46 Prozent). In Berlin wächst die Nutzung von TV-Inhalten über DVB-T2 HD (15,8 Prozent) und IPTV (15,9 Prozent). Bei beiden Übertragungswegen liegt die Hauptstadt weit über dem deutschen Durchschnitt.
Die vollständigen Ergebnisse sind hier verfügbar.
Ergebnisse des Länderberichts Berlin/Brandenburg im Überblick:
- Mit 63,8 Prozent der Berliner TV-Haushalte ist das Kabel weiterhin der meistgenutzte TV-Empfangsweg.
- In Brandenburg ist der Satellit mit 46 Prozent weiterhin Spitzenreiter unter den TV-Übertragungswegen.
- 15,8 Prozent der Berliner TV-Haushalte nutzen DVB-T2 HD. Damit liegt Berlin 9,5 Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt. IPTV ist in Berlin mit 15,9 Prozent ein zunehmend relevanter TV-Übertragungsweg und liegt vor dem TV-Empfang via Satellit (10 Prozent).
- In Brandenburg liegt die Kabelnutzung mit 40,2 Prozent weiterhin an zweiter Stelle deutlich vor IPTV (9 Prozent) und DVB-T2 HD (5,6 Prozent).
- 83,5 Prozent der TV-Haushalte in Berlin und 78,8 Prozent in Brandenburg empfangen TV-Programme mittlerweile auch in HD-Qualität (1,47 Mio. TV-Haushalte in Berlin, 941.000 in Brandenburg).
- Die Ausstattung mit Smart TVs steigt in Berlin mit 11,9 und in Brandenburg mit 7,8 Prozentpunkten deutlich an. Mittlerweile steht in 1,17 Mio. Berliner und in 747.000 Brandenburger TV-Haushalten ein internetfähiges TV-Gerät. In Berlin liegt die Anschlussquote bei 78 Prozent in Brandenburg bei 68 Prozent.
- Das TV-Gerät ist für die Berliner Bevölkerung mit 52 Prozent wieder das wichtigste Gerät zur Videonutzung und hat im Vergleich zum Vorjahr fünf Prozentpunkte dazu gewonnen. Das Smartphone hat als primäres Gerät zur Videonutzung im Vergleich zum Vorjahr sieben Prozentpunkte verloren.
- Für 61 Prozent der Brandenburger Bevölkerung bleibt das TV-Gerät am wichtigsten zur Nutzung von Bewegtbild.
- Die Nutzung von Videoinhalten aus dem Internet gewinnt weiter an Bedeutung: 74,6 Prozent der Berliner und 66,3 Prozent der Brandenburger Bevölkerung nutzen inzwischen sogenannten OTT-Content mindestens einmal im Monat.
- YouTube bleibt Spitzenreiter unter den Videoportalen und wird von 67,7 Prozent der Berlinerinnen und Berliner mindestens einmal im Monat genutzt, in Brandenburg sind es 55,3 Prozent.
- 47,3 Prozent der Berliner Bevölkerung nutzen regelmäßig die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender, 25 Prozent die der privaten Sender. In Brandenburg nutzen 36 Prozent regelmäßig die öffentlich-rechtlichen Mediatheken und 14 Prozent die privaten.
- Die Nutzung von Video-Streaming-Diensten steigt nochmals deutlich an: In Berlin nutzen 43,6 Prozent regelmäßig Netflix, 5,3 Prozent mehr als im Vorjahr, gefolgt von Amazon Prime Video (35 Prozent, Anstieg um 5 Prozent) und Disney+ (18,6 Prozent). In Brandenburg streamen 28,2 Prozent regelmäßig über Netflix, das bedeutet einen Anstieg um 7,2 Prozent. Auch hier folgen Amazon Prime Video auf dem zweiten Platz mit 23,8 Prozent (Anstieg um 3,4 Prozent) und Disney+ auf dem dritten Platz mit 9,5 Prozent.