Hörfunk und Fernsehen in Berlin und Brandenburg
Aktuelle Studie zur wirtschaftlichen Lage des Rundfunks erschienen
- Privater Hörfunk schreibt weiterhin schwarze Zahlen – Online-Werbung spielt aber nur Nebenrolle
- Situation für Lokal-TV-Veranstalter weiterhin angespannt: Negatives Betriebsergebnis und weniger Beschäftigte in diesem Bereich
- Mehr Förderung für Lokaljournalismus notwendig
Berlin, 20. Dezember 2017. Im Auftrag der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) und weiterer Landesmedienanstalten wurde die Studie „Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2016/2017“ von der Beratungs- und Forschungsgruppe Goldmedia durchgeführt. Nun sind die Ergebnisse erschienen. Die Studie liefert Daten zur Entwicklung der finanziellen Situation und Beschäftigungsstrukturen in der deutschen Rundfunkwirtschaft von 2015 bis 2017. Die wirtschaftliche Lage des Hörfunks und lokalen Fernsehens in der Hauptstadtregion wird in einem Länderkapitel der Studie dargestellt.
Privater Hörfunk in Berlin und Brandenburg
Insgesamt verzeichnete der private Hörfunk in Berlin und Brandenburg im Berichtszeitraum weiterhin schwarze Zahlen. Im Vergleich zum Vorjahr ist ihr Kostendeckungsgrad jedoch um drei Prozentpunkte auf 108 Prozent gefallen, was in erster Linie auf höhere Personalausgaben zurückzuführen ist. Um die Herausforderungen der Digitalisierung aktiv gestalten zu können, beschäftigen die Hörfunk-Veranstalter inzwischen mehr Personal. Die Personalausgaben sind 2016 bei allen Sendern im Vergleich zu 2014 gestiegen, besonders deutlich im landesweiten Hörfunk. Hier wuchsen sie von 13,2 auf 19,1 Mio. Euro (ein Plus von 44 Prozent). Die Ausgaben der Radioveranstalter sind im Jahr 2016 insgesamt um zwei Millionen Euro auf insgesamt 63,7 Mio. Euro gestiegen. Sie erreichten damit im Zehn-Jahres-Verlauf seit 2008 das mit Abstand höchste Niveau.
Darüber hinaus sind die Einnahmen der privaten Hörfunkanbieter der Region zuletzt kaum noch gestiegen. 88 Prozent der Erträge sind auf den Verkauf von UKW-Werbespotzeiten sowie auf Sponsoring zurückzuführen. Die Erlöse aus Online-Werbung lagen zuletzt nur bei rund einem Prozent des Gesamtertrags. Aus Sicht der befragten Hörfunk-Veranstalter wird Online-Werbung auf absehbare Zeit kein Ersatz für UKW-Werbung sein können.
Lokales Fernsehen in Berlin und Brandenburg
Die Situation privater Lokal-TV-Anbieter in Berlin und Brandenburg bleibt weiterhin angespannt. Zwar musste in den Jahren 2015 und 2016 kein Sender seinen Betrieb einstellen, jedoch haben im Geschäftsjahr 2017 wieder zwei Lokal-TV-Veranstalter Insolvenz angemeldet. Auch 2015/2016 konnten die Veranstalter nicht kostendeckend arbeiten. Die Umsätze sind nahezu unverändert geblieben und auch für 2017 rechnen die Anbieter nicht mit einem Ertragsplus. Immerhin konnten sie ihre Kosten im Jahr 2016 leicht senken, sodass sich der Kostendeckungsgrad leicht auf 83 Prozent verbesserte.
Wieder ist ein Rückgang der Beschäftigtenzahlen bei den Lokal-TV-Sendern festgestellt worden. 69 Prozent der festen und freien Mitarbeiter der Veranstalter sind im Programmbereich eingesetzt, sechs Prozent der Mitarbeiter im Onlinebereich tätig.
Etwa 45 Prozent der Gesamterträge des lokalen Fernsehens in Berlin und Brandenburg sind auf regionale Werbung zurückzuführen. Einnahmen durch Online-Werbung, E-Commerce oder andere Online-Umsätze spielten bei den Lokal-TV-Veranstaltern weiterhin keine Rolle.
mabb-Medienrat fordert mehr Förderung für Lokaljournalismus
Die mabb sieht aufgrund der anhaltend schwierigen Situation der lokalen Medien, insbesondere der Lokal-TV-Veranstalter in Berlin und Brandenburg, zunehmend die Gefahr „weißer Flecken“. Als „weiße Flecken“ werden Regionen bezeichnet, in denen lokale Medieninhalte nicht mehr flächendeckend verbreitet werden. Um qualitativ hochwertige journalistische Inhalte im Lokalen auch in Zukunft finanzieren zu können, hat der Medienrat der mabb ein plattformunabhängiges, crossmediales Fördermodell vorgeschlagen. Das Modell sieht eine medienübergreifende Förderung professioneller lokaljournalistischer Inhalte vor. So sollen Impulse für Innovationen im Lokaljournalismus gegeben, Anreize für die Gestaltung qualitativ hochwertiger Medieninhalte geschaffen und die regionale und lokale Nachrichtenversorgung flächendeckend gewährleistet werden.
Die Forderung der mabb wurde unter dem Titel „Lokaljournalismus in Brandenburg stärken!“ in einem fraktionsübergreifenden Antrag an den Landtag Brandenburg aufgegriffen, was die mabb sehr begrüßt.
Weitere Informationen:
- Ergebnisse für Berlin und Brandenburg
- Bundesweite Ergebnisse
- Positionspapier des Medienrates zur Förderung lokaljournalistischer Medieninhalte
- Antrag „Lokaljournalismus in Brandenburg stärken!“
Über die Studie „Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2016/2017“
Die Studie „Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2016/2017“ wurde im Auftrag der Landesmedienanstalten von Baden-Württemberg (LFK), Bayern (BLM), Berlin und Brandenburg (mabb), Hessen (LPR), Niedersachsen (NLM), Rheinland-Pfalz (LMK), Sachsen (SLM) und Thüringen (TLM) durchgeführt. Die Studie 2016/2017 basiert auf einer Primärdatenerhebung aller privaten Rundfunkanbieter in Deutschland, die über eine Genehmigung einer Landesmedienanstalt verfügen sowie einer Sekundäranalyse der Daten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Erweitert wird der Berichtsumfang in der aktuellen Studie auf Online-Video- und Audioangebote sowie um eine Sonderauswertung des DAB+-Hörfunks. Die Erhebung wurde von Juni bis September 2017 durchgeführt. www.wila-rundfunk.de