Neuer ALM Programmbericht 2006 erschienen
Neuer ALM Programmbericht 2006 erschienen Harte Konkurrenz von RTL, Sat.1, ARD und ZDF in der Unterhaltung; „Wissensfernsehen“ erweist sich als Quotenbringer Die Landesmedienanstalten in Deutschland haben den neuen ALM Programmbericht vorgelegt, der über aktuelle Erkenntnisse der Fernsehprogrammforschung informiert. Im Mittelpunkt stehen - wie bisher - die neuesten Ergebnisse der kontinuierlichen ALM-Studie zur Entwicklung der Fernsehvollprogramme der RTL Group, der ProSiebenSAT.1 Media AG sowie der beiden öffentlich-rechtlichen Programme ARD/Das Erste und ZDF.
Danach tragen die vier Marktführer auf dem deutschen Fernsehmarkt - RTL, Sat.1, ARD/Das Erste und ZDF - ihre Konkurrenz in der sog. „Prime Time“, also zwischen 18 und 23 Uhr, vorwiegend im Unterhaltungssektor aus. Insbesondere das Angebot an fiktionaler und non-fiktionaler Fernsehunterhaltung (Filme, Serien, Musik, Shows) wird intensiviert - mit dem Ergebnis, dass die öffentlich-rechtlichen Programme mit einem Unterhaltungsanteil von ca. 65 Prozent in der Prime Time mitten zwischen der privaten Konkurrenz rangieren (RTL: 59 Prozent, Sat.1: 68 Prozent). Der Stellenwert der politischen Fernsehpublizistik in der Prime Time weicht dagegen nur geringfügig vom Tagesdurchschnitt ab. Das Erste Programm der ARD und das ZDF, die relativ viel über Politik berichten (Durchschnitt: 15-17 Prozent der täglichen Sendezeit), tun dies auch in der Prime Time.
Die privaten Fernsehvollprogramme, die dieses Thema eher vernachlässigen (Durchschnitt: 1-3 Prozent der täglichen Sendezeit), vermeiden es auch in der zuschauerattraktiven Sendezeit. Dagegen haben die privaten Programme die neue Attraktivität des „Wissensfernsehen“ entdeckt - auch als Quotenbringer in der Prime Time. Das zeigt sich erstens an dem kontinuierlichen Zuwachs entsprechender Sendungsformate und zweitens am Gesamtumfang der (nicht politischen, aber auch nicht im engeren Sinn unterhaltenden, sondern) informierenden, orientierenden und beratenden Sendungen und Beiträge. Besonders diejenigen privaten Programme, die in ihren Senderfamilien hinter den Marktführern positioniert sind, sehen offenbar in diesen Programmangeboten eine neue Profilierungschance - nicht zuletzt auch gegenüber der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz. In der Zeit zwischen 18 und 23 Uhr setzen VOX (25 Prozent) und RTL 2 (17 Prozent) sowie ProSieben (16 Prozent) und Kabel eins (15 Prozent) mittlerweile quantitativ stärker auf die Sach- und Lebensweltpublizistik als das Erste Programm ARD (9 Prozent) und ZDF (13 Prozent). Die ALM-Studie wird von der GöfaK Medienforschung GmbH, Potsdam, durchgeführt (Leitung: Hans-Jürgen Weiß).
Vergleich Deutschland, Österreich und Schweiz Erstmals werden die für die deutschen TV-Programme erhobenen Daten mit denen in Österreich (ORF; ATV) und der Schweiz (SFR) verglichen. Diese Ergebnisse, von Joachim Trebbe und Jens Woelke ermittelt, werden auch auf dem Mitteldeutschen Medientreffpunkt am 9. Mai in Leipzig diskutiert. Im neuen Programmbericht 2006 werden zudem Kontroversen zur Qualität des Fernsehens und zu Programmstandards sowie die jüngsten Forschungsergebnisse aus verschiedenen Einzelstudien von Landesmedienanstalten zu Programmfragen aufgegriffen. Er beinhaltet eine Synopse der Forschung der Landesmedienanstalten zur Lokal- und Regionalfernsehforschung in Deutschland. Außerdem wird über Schwerpunkte der Programmaufsicht im Zeitraum 2005/2006 berichtet. Bibliografischer Hinweis: Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten in der Bundesrepublik Deutschland - ALM (Hrsg.): Fernsehen in Deutschland 2006. Programmforschung und Programmdiskurs. Berlin: VISTAS 2007 (19,-- €).