Ergebnis der Ausschreibung der in Berlin und Brandenburg verfügbaren Kapazitäten für DVB-H und DMB/DAB
Die mabb hatte mit Frist zum 22. Februar 2006 Kapazitäten für DVB-H und für DMB ausgeschrieben. Nur im Ballungsraum Berlin sind Kapazitäten für beide Übertragungsverfahren schon heute verfügbar: der erste Fernsehkanal für DVB-H wird in Berlin seit Februar 2005 an zwei Senderstandorten betrieben, auch DMB wird schon in der Praxis erprobt; im Ballungsraum Berlin stehen zwei L-Band-Blöcke für DMB zur Verfügung.
Die Ausschreibung sollte die konkreten Planungen der Unternehmen zu den verschiedenen Stufen der Markteinführung abfragen und Vergabeentscheidungen vorbereiten: von Demonstrationen anlässlich der WM 2006 über zeitlich befristete Markttests bis hin zur breiten Markteinführung. Insgesamt sind 39 Anträge für DVB-H und DMB eingegangen (Übersicht in der Anlage). Eine erste Auswertung führt zu folgenden Ergebnissen: Den Unternehmen geht es um eine Markteinführung mit bundesweiter Perspektive Den Unternehmen geht es nicht mehr vorrangig um Versuche, sondern um eine Markteinführung mit bundesweiter Perspektive. Wegen der Anforderungen an die Versorgung mobiler Endgeräte sind höhere Investitionen in das Sendernetz erforderlich als bei DVB-T und DAB. Innerhalb von Modellversuchen könnte diese Investitionen nicht refinanziert werden. Der Betrieb der Sendernetze kann nicht mehr wie bei den herkömmlichen terrestrischen Rundfunkübertragungswegen durch die Anbieter finanziert werden; zur Grundfinanzierung denken fast alle Unternehmen an monatliche Zugangsentgelte der Nutzer.
Die Mobilfunkunternehmen haben eine Schlüsselrolle bei der Markteinführung von Endgeräten, die digitales Fernsehen und Radio empfangen können. Eine erfolgreiche Einführung setzt die Beteiligung von Unternehmen auf den verschiedenen Wertschöpfungsstufen voraus: Veranstalter und Inhalte-Anbieter, Mobilfunk-Netzbetreiber und -vermarkter, Sendernetzbetreiber, Hersteller von Endgeräten. Die Herausforderung liegt darin, Formen der Kooperation und Aufgabenteilung zu entwickeln, die allen Beteiligten nutzen. Die Ausschreibung zeigt eine Annäherung bei den Konzeptionen für die Markteinführung, aber auch noch erheblichen Klärungsbedarf, wegen des weitaus größeren Interesses insbesondere bei DVB-H.
Vergleichsweise geringes Interesse für DMB – Chancen und Risiken für Außenseiter Vergleicht man die Antragsteller für DVB-H und DMB, fällt bei DMB das Fehlen aller Mobilfunknetzbetreiber, des Sendernetzbetreibers T-Systems, der privaten Senderfamilien und von Premiere auf. Alle haben sich aber um DVB-H beworben. Die DMB-Antragsteller setzen auf die schnellere Verfügbarkeit koreanischer Endgeräte und von Frequenzen in anderen Bundesländern. Die geringe Zahl der Interessenten (für das von den Ausbreitungsbedingungen her schlechtere Frequenzspektrum) könnte die Vergabe einfacher machen als die Bewerbersituation bei DVB-H. Ob die vorgesehenen Geschäftsmodelle für DMB ohne die Unterstützung der großen Mobilfunkunternehmen und Inhalte-Anbieter auskommen, wie sie für DVB-H angeboten wird, ist das Risiko der Wagniskapital-Unternehmen, die sich an den DMB-Plattformen beteiligen wollen. DVB-H: Markteinführung mit bundesweiter Perspektive bis zur IFA 2007 Zur WM 2006 werden Demonstrationen mit marktfähigen Endgeräten geplant. Verschiedene Antragsteller haben Interesse an vorbereitenden Markttests zur weiteren Klärung der Bedingungen für die bundesweite Einführung, die spätestens bis zur IFA 2007 erwartet wird. Sowohl von den Inhalte-Anbietern als auch von den Mobilfunkunternehmen und dem Sendernetzbetreiber werden Modelle für die Kooperation vorgestellt. Die Anträge machen noch Differenzen deutlich, die beantragten Kapazitäten gehen weit über die tatsächlich verfügbaren Übertragungsmöglichkeiten hinaus. Schlüsselfragen für die weitere Entwicklung sind die kartell- und medienrechtliche Behandlung der Kooperation von Mobilfunkunternehmen, Sendernetzbetreibern und Inhalte-Anbietern bei dem Betrieb von Plattformen sowie die Konkretisierung der Perspektiven für die stufenweise Versorgung der größten Ballungsräume in Deutschland. Radioveranstalter setzen auf DVB-H Obwohl DMB auf dem für digitales Radio entwickelten Verfahren DAB aufbaut, und die Ausschreibungen der Landesmedienanstalten eine Perspektive für das erste bundesweite DAB-Programm eröffneten, bleibt das Interesse der Radioveranstalter an DMB/DAB gering. Obwohl die L-Band-Blöcke noch einmal für DAB ausgeschrieben wurden, gab es keinen einzigen Radio-Antrag. Für DMB interessieren sich nur zwei Veranstalter, die auch Anträge für DVB-H gestellt haben. Demgegenüber werden für DVB-H ganze Bouquets digitaler Radioprogramme, aber auch Einzelprogramme beantragt.
Insgesamt geht es um mehr als 30 Radio-Programme. Weiteres Verfahren Der Medienrat wird in seiner nächsten Sitzung am 17.03.2006 über die eingegangenen Anträge beraten. Bei der Behandlung der offenen Fragen zur DVB-H stimmen sich die Medienanstalten in Hamburg, Niedersachsen und Berlin-Brandenburg ab. Sie streben Lösungen an, die eine Aussicht auf bundesweite Akzeptanz haben. Bei der Lösung der bundesweiten medien-, kartell- und telekommunikationsrechtlichen Fragen arbeiten die Medienanstalten mit dem Bundeskartellamt und der Bundesnetzagentur zusammen.
Der Medienstaatsvertrag Berlin-Brandenburg und die vom Medienrat auf seiner Grundlage erlassenen Satzungen zu DVB-T und DAB ermöglichen es, Kapazitäten statt an einzelne Veranstalter an Plattformen zu vergeben, die Rundfunkprogramme und andere Dienste zur Vermarktung zusammenfassen. Entwicklung des Bedarfs für DVB-H: Ein Kanal dürfte mittelfristig nicht ausreichen. Der große Andrang auf den jetzt ausgeschriebenen Kanal macht deutlich, dass bei entsprechender Akzeptanz durch die Zuschauer ein Kanal nicht ausreichen dürfte, um längerfristig zu einem Ausgleich der Interessen zu kommen. Nun können auch die für DVB-T zugewiesenen Kanäle ganz oder teilweise für DVB-H genutzt werden. Der Bayerische Rundfunk hat dies für einen von ihm genutzten Kanal angekündigt. Allerdings gewährleisten die Senderstärken keine vergleichbare Versorgung wie bei den spezifisch für DVB-H aufgebauten Netzen. Bei DVB-T lässt sich eine effizientere Frequenznutzung durch Einführung des Kodierungsverfahrens MPEG4 erzielen, sobald die Geräte zu für die Verbraucher akzeptablen Bedingungen angeboten werden. Offen ist, ob es mittelfristig einen Bedarf für zwei parallele Netze über DMB oder DVB-H besteht. Die meisten Unternehmen haben eine klare Präferenz, zumindest in Ballungsräumen auf DVB-H zu setzen. ANLAGE Übersicht über die Antragsteller im Verfahren der Ausschreibung der in Berlin und Brandenburg verfügbaren Kapazitäten für DVB-H und DMB/DAB 1. Antragsteller für DMB/DAB 1.1. Plattformbetreiber:
anixe TV GmbH & Co. KG
Walk’n Watch Gesellschaft für mobiles Fernsehen mbH
MFD Mobiles Fernsehen Deutschland GmbH
Western Star GmbH
1.2. TV-Veranstalter: EuroNews
1.3. Radio-Veranstalter: Radio Starlet Programm- und Werbegesellschaft mbH Radio L.B.W. Rundfunkbetriebs GmbH (WILANTIS)
2. Antragsteller für DVB-H
2.1. Plattformen (veranstalterübergreifend) T-Mobile Deutschland GmbH Vodafone D2 GmbH O2 (Germany) GmbH & Co. OHG E-Plus Mobilfunk GmbH & Co. KG T Systems Business Services GmbH NEVA MEDIA GmbH (Schwerpunkt: interaktive Dienste und regionale Inhalte) I-D MEDIA AG (Schwerpunkt: interaktive Dienste und regionale Inhalte) MFD Mobiles Fernsehen Deutschland GmbH (neben dem Antrag für DMB) 2.2. Veranstalter-Plattformen und Bouquets RTL interactive GmbH (als Plattform, mit parallelen Anträgen der Veranstalter) ProSiebenSat.1 Media AG (als Boquetanbieter) Für: Sat.1 Satelliten Fernsehen GmbH, ProSieben Television GmbH, Kabel 1 K1 Fernsehen GmbH, N24 Gesellschaft für Nachrichten und Zeitgeschehen mbH, 9Live Fernsehen AG & Co. KG, Deutsches Wetter Fernsehen GmbH + SevenSenses GmbH Premiere Fernsehen GmbH & Co. KG Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) (für öffentlich-rechtliche Programme)
2.3. TV-Programme/Mediendienste
ProSiebenSat.1 Media AG
Insgesamt 9 Fernsehprogramme und ein Mediendienst.
Für: Sat.1 Satelliten Fernsehen GmbH, ProSieben Television GmbH, Kabel 1 K1 Fernsehen GmbH, N24 Gesellschaft für Nachrichten und Zeitgeschehen mbH, 9Live Fernsehen AG & Co. KG, Deutsches Wetter Fernsehen GmbH + SevenSenses GmbH (4 Spartenprogramme) RTL Television GmbH RTL2 Fernsehen GmbH & Co. KG RTL DISNEY Fernsehen GmbH & Co. KG n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH & Co. KG VOX Film- und Fernseh-GmbH & Co. KG RTL Shop GmbH Traumpartner TV GmbH CNBC Europe EuroNews Home Shopping Europe GmbH & Co. KG MonA „Mobil Media on Air“ (mit 3 Programmen)
2.4. Radio über DVB-H
2.4.1. Radio-Plattformen RTL Radio Deutschland GmbH (mit 10 Programmen) RBC GmbH – Radio Business to Consumer RaS Radioservice Berlin GmbH (mit 10 Programmen) Radio 2000 GmbH (mit 4 Radioprogrammen)
2.4.2. Einzelne Programme BB RADIO Landeswelle Brandenburg GmbH & Co. KG Neue Berliner Rundfunk GmbH & Co. KG bigFM in Baden-Württemberg GmbH & Co. KG Digital Radio Berlin Betriebsgesellschaft mbH (OldieStar Radio) KISS FM Radio GmbH & Co. KG Radio Starlet Programm- und Werbegesellschaft mbH Deutsche Audio Agentur GmbH (BluRadio) UNITCOM GmbH (JOYFM) Berlin 1 Fernsehen Beteiligungsgesellschaft mbH (TV.Berlin Radio)